Im Gespräch
André Schollbach kandidiert für DIE LINKE für das Amt des Oberbürgermeisters. Im Gespräch erläutert er, wie er die drängendsten Probleme unserer Stadt angehen will.
Kannst Du kurz Deine Ziele für Dresden skizzieren?
Gemeinsam mit den Menschen will ich unsere Stadt gerechter machen. Dresden soll eine liebenswerte Stadt sein, in der es sich gut leben lässt. Dafür sind mehrere Dinge notwendig: Die soziale Sicherheit muss wiederhergestellt werden. Die Folgen der Corona-Krise dürfen nicht auf die kleinen Leute, die Selbständigen und die Kulturschaffenden abgewälzt werden. Wohnen muss bezahlbar sein. Rechten Umtrieben muss entschlossen und tatkräftig entgegengewirkt werden. Die Klimafrage und die soziale Frage müssen zusammengedacht werden. Das Klinikum muss in städtischer Hand bleiben und gestärkt werden. Für eine gute Entwicklung unserer Stadt braucht es mehr Zusammenhalt, Gemeinschaftssinn und Gerechtigkeit.
Viele Dresdnerinnen und Dresdner kennen Deine angriffslustige Seite. Als Oberbürgermeister bist Du aber auch für das Ausgleichen zuständig. Kannst Du das?
Die Stellenbeschreibung des Oberbürgermeisters ist natürlich eine andere, als die des LINKE-Fraktionsvorsitzenden. Schauen wir nach Thüringen. Selbstverständlich ist Bodo Ramelow als Oppositionsführer anders aufgetreten, als heute im Amt des Ministerpräsidenten. Im Übrigen lebt Demokratie von unterschiedlichen politischen Standpunkten. Die müssen auch deutlich werden.
Es gibt drängende Themen in Dresden, eins davon ist die Schere zwischen Arm und Reich und zwischen verschiedenen Stadtteilen. Lässt sich an diesem Missstand seitens eines Oberbürgermeisters etwas ändern? Und wenn ja, wie?
Die soziale Spaltung in Dresden nimmt zu. Ich halte das nicht nur für einen Missstand, sondern für eines der zentralen Probleme unserer Stadt. 78.700 Menschen sind arm oder armutsgefährdet, gleichzeitig gelten 30.500 Menschen als einkommensreich. Es gibt einerseits deutlich mehr Armut und gleichzeitig mehr Reichtum. Dies ist eine bedenkliche Entwicklung. Viele Menschen haben existenzielle Sorgen und wissen nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. Es herrscht erkennbar Handlungsbedarf. Deshalb haben wir LINKEN im Stadtrat bereits eine Initiative zur Verbesserung der Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben in Dresden gestartet. Weiterhin müssen die deutlich steigenden Preise für Strom und Heizung sozial abgefedert werden. Zudem sollen sämtliche Anträge auf soziale Leistungen endlich einfacher und auch auf digitalem Weg eingereicht werden können.
Als jemand, der seit langer Zeit Verantwortung in dieser Stadt übernimmt, muss Dir doch das Herz bluten, wenn Du siehst, wie sich das Klima in den letzten Jahren verändert hat, in welchen Ruf Dresden mittlerweile oft gerät. Du selbst sagst, Du hättest es satt, dass hier Menschen in Angst leben müssen. Was kann ein Oberbürgermeister an diesem Zustand ändern?
Seit Jahren missbrauchen rechte Hetzer die Straßen und Plätze unserer Stadt. Sie schüren Angst und vergiften das Klima. Wir erleben eine deutliche gesellschaftliche Verrohung, selbst vor offener Gewalt wird nicht zurückgeschreckt. Der aufgestachelte Mob johlt und klatscht Beifall dazu. Das ist eine große Gefahr. Deshalb will ich es klipp und klar sagen: Demokratie muss auch wehrhaft sein und ihren Feinden die Stirn bieten. Symbolische Handlungen und respektable Worte reichen da nicht aus. Wer die Verantwortung hat, ist in der Pflicht, diese auch wahrzunehmen. Als Chef der Verwaltung hat man einige Möglichkeiten, etwa bei der Steuerung der Dresdner Versammlungsbehörde. Ich bin entschlossen, als Oberbürgermeister davon Gebrauch zu machen.
Das Interview führte Thomas Feske.